Jahresvortrag 2022
Kohle, Ruß und Schlamm
Die französische Montanindustrie und saarländische Umweltkonflikte, 1950er bis 1970er Jahre
Dr. Jonas Kaesler
10. November 2022, 18 Uhr – Stiftung Demokratie Saarland, Europaallee 18, 66113 Saarbrücken
Um aus den Erfahrungen der Vergangenheit Lehren zur Lösung heutiger Krisen abzuleiten, sollten auch Umweltkonflikte in einen größeren Kontext gestellt werden. Jonas Kaesler wird in seinem Vortrag his-torische Umweltkonflikte im saarländisch-französischen Grenzgebiet beleuchten, die angesichts der derzeitigen Fragen nach Nutzen und Konsequenzen der fossilen Energiewirtschaft kaum aktueller sein könnten. Als Folge der industriellen Verschmutzung durch die französische Kohleindustrie in den 1950er Jahren kam es zur Konstituierung saarländischer Initiativen, die die Verschmutzung der Luft und der grenzüberschreitenden Flüsse durch die französische Kohleindustrie kritisierten. Die französischen Verursacher der Umweltverschmutzung im Grenzgebiet zwischen Kleinblittersdorf und Großrosseln wiesen ihre Verantwortung für stinkende Gewässer und rußhaltige Luft jahrelang zurück. Der Vortrag rekonstruiert die Entstehung, den Verlauf und das Ergebnis eines Umweltkonflikts, der in seinem „lokalen Kontext transregional, und in seinem europäischen Kontext transnational“ war, so Jonas Kaesler. Die Auswirkungen umweltverschmutzender Aktivitäten zogen, wie im Fall der saarländisch-französischen Umweltdebatte, soziale, ökonomische und politische Kreise, die weit über den eigentlichen lokalen Kern des Konflikts hinauswuchsen.
in Kooperation mit der Stiftung Demokratie Saarland
Dr. Jonas Kaesler ist aktuell Referent im Nachhaltigkeitsmanagement der Fraport AG und arbeitet in diesem Kontext als Fach- und Kommunikationsexperte im Themenbereich Ökologie, Ökonomie und Soziales. Zuvor arbeitete er im Nachhaltigkeitsmanagement bei Union Investment Institutional und half dort maßgeblich beim Aufbau eines zentralen Nachhaltigkeitsbereichs mit. 2019 schloss er seine Promotion mit dem Thema „Umweltverschmutzung und Umweltdebatte im deutsch-französischen Grenzgebiet, 1945 bis in die siebziger Jahre“ ab, die im August 2022 veröffentlicht wird. Von 2015 bis 2017 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter des deutsch-französischen Projekts Saisir l’Europe, Forschungsachse Nachhaltigkeit, an der J.W.-Goethe Universität in Frankfurt am Main tätig.