Die 1948 auf französische Initiative gegründete Universität des Saarlandes stellte eine geradezu exemplarische Einrichtung des teilautonomen Saarstaats dar. Dessen Grundidee, deutsche und französische Elemente zu einer neuen saarländischen Politik zu verbinden, ist wohl nirgends deutlicher verwirklicht worden als in der zweisprachigen Saar-Hochschule. Hat die Universität deshalb im Abstimmungskampf 1955 und in den Umbruchjahren 1956/57 eine prominente Rolle gespielt, den Nein-Sagern verhasst als Leitinstitution der „pénétration culturelle“, den Ja-Sagern wertvoll als Modellprojekt internationaler Zusammenarbeit? Bei näherem Hinsehen finden sich derlei Annahmen nur teilweise bestätigt. Weder das Feindbild einer französischen Propagandazentrale noch das Idyll einer völkerverbindenden, „europäischen“ Hochschule werden der Realität der Saar-Uni gerecht. Der Vortrag versucht, die komplexe Position der Universität zwischen den politischen Fronten in diesen prägenden Jahren zu bestimmen und daraus Überlegungen zur neuen Rolle der Hochschule im werdenden Bundesland Saarland abzuleiten.